Wie funktioniert nachhaltiger Konsum?
„Größer, bessser, schneller, neuer.“ Unser Konsum geht schon lange über die lebensnotwenigen Güter hinaus und hat sich zu einem Statussymbol entwickelt. Wer viel verdient, kann auch viel (und teuer) konsumieren. Wir arbeiten schließlich, um uns auch etwas kaufen zu können (so die weit verbreitetete Annahme und der Sinn des Kapitalismus).
Eine weiterer Grund für unseren Kosum ist die in unseren Köpfen stattfindene Verknüpfung mit dem Belohnungsmechanismus: „Heute habe ich mir eine Runde Shoppen verdient!“ (und das egal, ob wir gerade etwas wirklich brauchen oder nicht).
All diese Gedakenmuster führen schlussendlich zu unserer aktuellen Wegwerfgesellschaft. Wir kaufen, ohne etwas zu brauchen. Wir kaufen um „up-to-date“ zu sein. Wir kaufen aus Langeweile, als Belohnung oder Ablenkung. Wir kaufen damit wir gesellschaftliche Werte und Normen erfüllen.
Wir kaufen neu, um Altes wegzuwerfen!
Mit unserem aktuellen Konsumverhalten (und Lebensstil) reizen wir die natürlichen Ressourcen so weit aus, dass in Deutschland bereits im Mai die gesamten Ressourcen des Jahres aufgebraucht waren (der weltweite „Earth Overshoot Day“ war am 29.07.19).
Es wird deutlich, dass wir etwas ändern müssen – und zwar jeder von uns!
Wir alle können unseren Konsum hinterfragen und bewusster und nachhaltiger konsumieren, denn aktuell leben wir bereits auf Kosten der zukünftigen Generationen und das müssen wir ändern.
Wie können wir nachhaltiger konsumieren?
Die Frage, die du dir vor jedem Kauf stellen solltest, lautet „brauche ich das wirklich?“. Lautet die Antwort „ja“ kannst du nochmal überlegen, warum/wozu du es brauchst und dich fragen, ob du nicht bereits etwas Ähnliches hast. Oft vergessen wir nämlich, was wir alles bereits zu Hause haben und lassen uns von Angeboten und Werbungen zu Käufen verleiten, die nicht unbedingt notwendig gewesen wären.
Im Folgenden habe ich ein paar Tipps anhand der Nachhaltigkeitspyramide zusammengestellt, die dir helfen können, ein nachhaltiges Konsumverhalten zu entwickeln und dir Alternativen zu einem bevorstehenden Neukauf aufzeigen, denn der sollte die letzte Option sein.
1. Benutze, was du hast
Dabei sind alle Lebensbereiche angesprochen!
Hier ein paar Beispiele:
- Kleidung: hier hast du bestimmt eine Menge Stücke über die letzten Jahre angehäuft, die noch gut tragbar sind. Wenn sie dir nicht mehr gefallen, versuche doch mal neue Kombinationen oder vielleicht kannst du das ein oder andere Teil ja auch etwas neugestalten (s. Punkt 3)
- Kosmetik: ich glaube, hier verliert jede/r von uns mal leicht den Überblick darüber, was sich alles so im Badschrank versteckt. Schau mal, was sich bei dir angehäuft hat und was du noch aufbrauchen kannst. (Wir haben bspw. Einen Lebensvorrat an Handcreme und Bodylotion angehäuft 😀 )
- Möbel: brauchen wir wirklich bei jedem Umzug in eine neue Wohnung auch eine neue Einrichtung? Können wir beim 1. Auszug nicht auch Möbel aus dem Kinderzimmer mitnehmen? Wie voll muss unsere Wohnung wirklich sein? Vielleicht helfen dir diese Fragen ja schon, um deine nächsten Möbelkauf zu hinterfragen, denn ich finde auch bei Möbeln steckt doch immer viel Erinnerung in den Stücken, die wir oft gerne behalten.
2. Repariere, was du hast
Bevor du etwas wegwirfst, prüfe, ob du den Gegenstand nicht doch noch reparieren kannst (z.B. ein Loch stopfen oder etwas Zerbrochenes kleben)
- Schau dir Tutorials im Internet an
- Frage Freunde oder die Familie, ob dir jemand helfen kann (oft haben Eltern und Großeltern mit ihrer Erfahrung sehr gute Tipps und Tricks auf Lager 😉 )
- Suche Spezialisten auf, die dir bestimmt weiterhelfen können (Änderungsschneiderein, Fahrradwerkstätten, Schuhmacher, etc.)
3. Mache selber (DIY) oder funktioniere um (upcycling)
DIY Projekte können von Geschenken über Hausmittel bis hin zu Möbeln reichen, hier sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Auch beim Thema Upcycling gibt
- Werde kreativ und überlege, wie du Dinge selber machen oder umfunktionieren kannst
- Hol dir Inspirationen auf Blogs oder auf YouTube
- Stöbere in Büchern zu dem Thema (z.B. in der Bücherei in der Abteilung Handwerken/Basteln/Hausarbeiten)
4. Tausche
- Nutze Tauschbörsen
- App “Swapper”
- Bambali.de
- Tauschticket.de
- Tauschbillet.de
- auf vielen Plattformen für gebrauchtes (s.u.) gibt es auch die Möglichkeit zu tauschen
- Geh auf Tauschpartys in deiner Stadt oder veranstalte selbst Tauschpartys mit Freunden
5. Leihe aus
- frag deine Familie oder Freunde, ob sie dir das gewünschte Teil leihen können
- Bücher: Bücherei, Online-Bibliotheken, Bücherschränke (eine Liste aller öffentlichen Bücherschränke gibt es hier)
- Kleidung: Online Leihplattformen
- myonbelle.de
- kleiderei.com
- kilenda.de (Kinderkleidung)
- dresscoded.com (Designerkleider)
- Elektrogeräte: Baumärkte (z.B. Obi, Hornbach,…), Elektromärkte (z.B. Mediamarkt)
6. Kaufe gebraucht
- Gehe auf Flohmärkte
- Nutze Anzeigen in Zeitungen oder Supermärkten
- Stöbere in Second-Hand-/ Vintage Läden
- Schau beim Sperrmüll vorbei und halte auf der Straße die Augen offen (bei uns werden öfter Dinge zum Verschenken an die Straße gestellt)
- Schau in Online-Shops:
Allgemein:
Kleidung:
Elektrogeräte:
7. Kaufe neu
Wenn es zum Neukauf keine andere Alternative gibt, achte dabei dann auf folgende Kriterien:
- Fair produziert
- Bio/ recycelte Materialen
- Regionale Produktion
- Unterstütze kleine Läden, statt Großkonzerne
- Kaufe in deiner Nähe statt online
Fazit:
Für mich war der größte „Aha-Moment“ in Bezug auf nachhaltigen Konsum, dass es vor einem Neukauf so viele Alternativen gibt und dass dieser als letzte Option gelten sollte. Selbst bei nachhaltigen Produkten, die immer mehr auf den Markt kommen, sollten wir uns immer erst die Frage stellen „brauche ich es und wenn ja, kann ich das Produkt auch anders bekommen?“. Denn auch hier gilt: lieber ein konventionelles Produkt weiter benutzen, anstatt es wegzuwerfen und durch ein nachhaltigeres zu ersetzen. Es geht bei nachhaltigem Konsum nämlich um einen bewussten Umgang mit unserer Ressourcen und deren Schutz.
Der positive Nebeneffekt von einem veränderten Konsumverhalten spart übrigens auch eine Menge Geld. Wenn du dir vor jedem Kauf rational überlegst, ob du das Produkt wirklich brauchst, kaufst du automatisch weniger. Wenn du dann bei gewünschten Neukäufen erstmal vorrangig auf gebrauchte Dinge zurückgreifst und viel selbst machst, kannst du auch dadurch auch wieder Geld sparen. Solltest du auf keiner der Stufen etwas passendes gefunden haben und einen Neukauf nicht umgehen können, hast du nun etwas mehr Geld zur Verfügung um in ein gutes, nachhaltiges und fair produziertes Produkt zu greifen 😉 .
Ich bin gespannt, was deine Gedanken zu dem Thema sind. Teile sie gerne mit uns in den Kommentaren oder auch auf Instagram.
Liebste Grüße,
Isa ♥
2 Kommentare
Alex
Tolle Tipps!
Ich beschäftige mich erst seit Kurzem mit dem Thema und habe von dieser Pyramide bis jetzt noch nichts gewusst. Deine Übersicht ist wirklich klasse!
Ich versuche jetzt mal, beim nächsten Kauf daran zu denken.
LG, Alex
Isabelle
Hi Alex,
Danke für dein Feedback! Es freut mich, dass für dich ein paar neue Erkenntnisse dabei gewesen sind :-).
Liebste Grüße, Isa